Eine einfache Pilzentzündung der Vagina wird am besten und schnellsten durch ein Pilzmittel behandelt, und damit ist die Behandlung bereits abgeschlossen. Was jedoch, wenn sie immer wiederkehrt? Soll man jedesmal erneut mit Pilzmittel behandeln? Manche betroffene Frau empfindet das mit der Zeit als sehr lästig.
Nehmen wir mal an, wir stellen bei der gynäkologischen Untersuchung fest, dass die betroffene Frau eine hohe Muskelspannung im Beckenboden hat. Diese Muskelspannung hat verschiedene Auswirkungen auf das Verdauungssystem, die Blase und – eben – die Anfälligkeit für Pilzentzündungen. Lernt die Frau, die Muskulatur zu entspannen, verschwindet neben dem Pilz vielleicht auch die Verstopfung und der gelegentliche Schmerz beim Geschlechtsverkehr oder die Neigung zur Blasenentzündung.
Vielleicht stellen wir aber fest, dass nicht nur die Muskeln im Beckenboden sondern auch andere Muskelgruppen im Körper chronisch angespannt sind. Dann fällt das isolierte Entspannen des Beckenbodens sehr schwer. Da kann es zunächst sinnvoller sein, den übrigen Körper zu behandeln, z.B. mit Myoreflextherapie.
Oder unsere Patientin klagt besonders darüber, dass die Pilzentzündungen jeweils nach dem Sex auftreten. Da wird deutlich, dass sie während der sexuellen Erregung das Muster entwickelt hat, die Beckenbodenmuskulatur stark anzuspannen, was dazu führt, dass die Scheide beim Geschlechtsverkehr vermehrt mechanisch belastet und damit anfällig für Pilzentzündungen wird. In dem Fall ist es sinnvoll, wenn sie in einer Sexualtherapie lernt, ihren Körper während der Sexualität anders einzusetzen und die Muskeln eher in Bewegung zu halten als anzuspannen.
Wir könnten dieses Beispiel noch weiter ausbauen. Es soll verdeutlichen, wie eine umfassende Sichtweise und ein interdisziplinäres Behandlungskonzept aussehen könnten. Je nach Ihrem persönlichen Anliegen werden wir bei immer wiederkehrenden Pilzentzündungen unterschiedliche Abklärungen und Behandlungen empfehlen.